Wie Kinder lernen

Wie Kinder lernen

Seit vielen Jahren schon, beschäftigen wir uns mit der Frage, wie eine Kindertagesstätte gestaltet sein muss, damit die Kinder zu ihrem Lernen kommen und sich möglicht optimal entwickeln können. Dabei ist Lernen für uns der tatsächlich hirnorganische Prozess, also die Verknüpfung und Stabilisierung von neuronalen Bahnen. Als Entwicklung bezeichnen wir die zeitliche Abfolge von Lernprozessen. Bildung ist das, was letzlich bleibt, also nachhaltig verankert ist und dem Kind und später dem Erwachsenen zur Verfügung steht.

Uns geht es deshalb nicht vordergründig um auswendig lernen - auch wenn das eine wichtige Übung ist. Natürlich kommt die unter dem Thema Schulvorbereitung verstandene Stifthaltung oder das mit der Schere schneiden hier vor und wird geübt. Uns geht es besonders um die Entwicklung so genannter Meta-Kompetenzen, also den Fähigkeiten die Kinder brauchen um ggf. Fertigkeiten zu entwickeln, wenn sie sie brauchen und sie für sie bedeutsam werden.

Zu Metakompetenzen gehören zum Beispiel:

  • Einsichtsfähigkeit
  • Frustrationstoleranz und Impulskontrolle
  • Problemlösekompetenz
  • Umsicht
  • Kooperationsgabe
  • Geduld
  • Motivations- und Konzentrationsfähigkeit
  • Zielstrebigkeit und Disziplin
  • vorausschauendes Denken
  • realistische Selbsteinschätzung

Kinder sind Selbstlerner und Selbstgestalter ihrer Entwicklung. Das geht sehr schön aus dem nachfolgenden Auszug aus dem so genannten "Bildungsplan"des Landes Niedersachsen hervor. Deshalb sind oben genannte Kompetenzen keine Ziele, sondern Entwicklungsmöglichkeiten, die wir den Kindern im Alltag konsequent eröffnen wollen. Kinder sollen und müssen hier in der Einrichtung Selbstwirksamkeit erfahren. Die sogenannten Metakompentenzen sind nur so erlernbar. Die Raumgestaltung, der Tagesablauf und ganz wichtig die Beziehungsgestaltung der Mitarbeitenden zu den Kindern und ihr Vorbildverhalten - auch in der Teamarbeit tragen dazu bei, dass die Kinder von hier mit einem Vorschuss an Selbstvertrauen und Lebensmut weitergehen können.

Auszug aus dem Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich des Landes Niedersachsen von 2005

Wie Kinder lernen

Jedes Kind ist von Geburt an mit allen Kräften dabei, sich der Welt zu zuwenden. Es tritt mit seiner sozialen, dinglichen und kulturellen Umwelt und der eigenen Körperlichkeit über Sinneseindrücke und handelnde Bewegung aktiv und freudig in Beziehung. Dabei baut es mittels der Wahrnehmung vielschichtige innere Bilder oder Vorstellungen auf, die sich im Laufe des Bildungsprozesses zu einem „Weltbild” zusammenfügen. Das Kind nimmt auf diese Weise Beziehung zu seinen Nächsten auf und erfährt, wie Dinge und Ereignisse um es herum nach Regeln funktionieren, sich wiederholen und veränderbar sind.

Der Mensch ist ein geborener Lerner und von selbst bestrebt, die Welt zu verstehen und Handlungskompetenz zu erwerben. Wir sprechen deshalb von „Selbstbildung”, weil niemand das Kind dazu motivieren muss. Niemand kann dem lernenden Menschen die geistige und gefühlsmäßige Verarbeitung seiner Begegnungen mit der Welt (und mit sich selbst) abnehmen. Denn es besteht keine Möglichkeit einer direkten Übertragung von Erfahrung, Wissen oder Kompetenzen von Erwachsenen auf Kinder. Zwischen der Welt und der kompetenten Persönlichkeit steht grundsätzlich die Konstruktionsleistung des Kindes, die im frühen Kindesalter vielfach unbewusst abläuft. Das betrifft nicht nur das Weltbild sondern auch das Bild von sich selbst, das Selbstbild. Wir verstehen somit das Kind als aktiven, kompetenten Akteur seines Lernens, nicht als Objekt der Bildungsbemühungen anderer. Mit diesem Leitbild betonen wir die Subjektivität des Bildungsprozesses und die Wissbegierde des kleinen Kindes bei der neugierigen Erkundung seiner Welt. Das Kind lernt rasch und folgt mit einer für Erwachsene erstaunlichen Ausdauer seinen eigenen Interessen und Themen. Kindern Zeit zu lassen, ihren eigenen Rhythmus dabei zu finden, ist ein wichtiger Aspekt der Bildungsbegleitung. Das zeigt sich besonders im Spiel. Die Fähigkeit zu spielen ist dem Menschen genauso angeboren wie das Sprachvermögen. Und ebenso, wie Sprache und Sprechen sich nur in einem sprachlich anregenden Milieu gut entwickeln können, bedarf das Spiel der Kinder förderlicher Bedingungen, um einen Reichtum an Erfahrungen zu ermöglichen.

Für das Krippen- und Kindergartenkind ist das Spiel die wichtigste Form der handelnden Auseinandersetzung mit seiner inneren und äußeren Welt. Es ist seine bevorzugte Methode zu lernen. Deshalb gibt es im Grunde nichts Ernsthafteres für die Kinder als das Spiel, in welchem sie sich ihre eigene Welt schaffen.

Natürlich bedürfen Kinder auch der Anleitung und des Vorbilds der Erwachsenen, um in eine bereits sozial und kulturell geprägte Umwelt hineinzuwachsen. Für die Anforderungen der Erwachsenen an das Kind kann auch der Begriff der Erziehung eingesetzt werden. Es hat sich aber nicht als sinnvoll erwiesen, Bildung und Erziehung jeweils streng zu trennen, wenn wir das selbst-lernende Kind in den Mittelpunkt stellen. Im Übrigen kennen andere Länder diese Unterscheidung auch nicht. Bildungsprozesse sind immer soziale und kommunikative Prozesse zwischen Kindern sowie zwischen Kindern und Erwachsenen. Insofern sprechen wir in diesem Zusammenhang von Ko- Konstruktion. Kinder sind auf eine positive Resonanz ihrer Bezugspersonen angewiesen. Dadurch können sie Ereignisse und Erfahrungen als sinn- und bedeutungsvoll bewerten.

Ohne eine Sinn stiftende Kommunikation würden die Kinder von der Fülle der Eindrücke überfordert. Ebenso benötigt das Kind in der Kindertagesstätte Bezugspersonen, die es in seinem Forschungs- und Entdeckungsdrang unterstützen, herausfordern, ihm zusätzliche Erfahrungsmöglichkeiten eröffnen und Zusammenhänge aufzeigen. Diese Form der pädagogischen Förderung ist sehr anspruchsvoll und verlangt den Erziehern und Erzieherinnen vor allem Kreativität, Einfühlungsvermögen und eine geschulte Beobachtungsfähigkeit ab.

Anregungsreiche Räume und andere Gestaltungselemente der Bildungseinrichtung Kindertagesstätte sind weitere wichtige Bausteine einer lernförderlichen Umgebung. Das Bild vom aktiven, selbstlernenden Kind stellt nicht in Frage, dass die Erfüllung der emotionalen Grundbedürfnisse - Sicherheit, Geborgenheit und sichere Bindung an Mutter, Vater und an Bezugspersonen in der Tagesstätte - die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen sind. Man denke z. B. an die Eingewöhnungsphase von (kleinen) Kindern: Nur von einer sicheren Basis aus wenden der Junge oder das Mädchen sich erwartungsvoll Neuem zu.

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